An alle LIEBEN da draussen 26. April 2019 – Kategorien: Karins Blog, News

Wer um Himmels willen erwartet eigentlich von uns Müttern (und auch Vätern), immer LIEB zu sein? Immer mit dieser geduldigen Engelsstimme zu sprechen, die Contenance zu behalten, sich im Zaum zu halten, ja nicht laut oder gar auffällig zu werden? Ja! Wer? Die anderen? Der Ehepartner? Wir selbst?

Ich bin kürzlich an der Kasse des Supermarktes gestanden. Alleine. Beziehungsweise ohne Kinder, die meistens am Schluss eines Einkaufs noch nach irgendetwas Süssem schreien (Was ihnen genau an diesem Ort noch so wunderbar präsentiert wird! Herzlichen Dank auch, Supermarkt!) oder einfach keine Lust mehr haben, in der Warteschlange zu stehen, davonrennen oder irgendetwas aus dem Regal reissen. Aber eben: Heute war’s nicht so. Ich war entspannt am Anstehen, die Frau vor mir hingegen nicht. Sie wurde – während des Bezahlens und Einpackens ihrer Einkäufe – fast wahnsinnig mit ihren beiden Kindern, die nicht auf sie hörten. Und was tat sie? Genau das, was ich mir in der Öffentlichkeit ebenfalls aneignen möchte: Sie war echt. Sie drückte ihren Ärger in Worten aus. Laut und deutlich. Leute – ich hätte echt gerne applaudiert. Aber da war ich so ziemlich die Einzige, die dem ganzen Spektakel wohlwollenden Raum gab. Die der Frau nachfühlen konnte und sie für ihr Echtsein liebte. Da schossen verdutzte, schockierte und empörte Köpfe in ihre Richtung. In die Richtung der einzigen Person überhaupt, die gerade ganz sich selbst war. Die nicht darauf wartet, bis alle Türen und Fenster verschlossen sind, um sich klar auszudrücken.

Ich sag euch jetzt mal was: Dann, wenn ich zum ersten Mal klar und deutlich genau das sage (oder schreie), was ich will – und zwar zwischen all den empörten Menschen rund um mich herum – dann werde ich mir gratulierend auf die Schultern klopfen und erhobenen Hauptes und den Stinkefinger in Richtung Entrüstung zeigend davonrauschen. Ein Hoch auf unsere Emotionen, die allesamt gelebt werden dürfen. Da könnten wir uns so manche Besuche beim Psychiater sparen (und dem Kind übrigens ebenfalls)!