Mutter. Ehefrau. Frau. 8. November 2016 – Kategorien: Karins Blog
Eigentlich habe ich einen ganz entspannten Alltag. Am Montagmorgen sauge ich rasch den Boden durch und mache das Bad sauber. Darauf folgt ein bisschen abstauben und Kleider waschen. So bleibt mir für den Rest der Woche Zeit, um mich mit befreundeten Müttern zum Kaffee zu treffen, während die Kleinen friedlich spielen. Nebenbei beantworte ich ein paar Mails und schreibe gemütlich an meinen Geschichten. Und abends warte ich jeweils fröhlich pfeifend, frisch geduscht, schön geschminkt und sexy angezogen auf meinen Liebsten und falle ihm voller Liebe um den Hals. Bei sanfter Hintergrundmusik und vor flackerndem Kaminfeuer stossen wir mit einem guten Glas Wein auf unseren gemütlichen Abend an. Die Kinder sind nach einem leichten gesunden Mahl bereits zufrieden am Einschlummern. Die Wohnung glänzt, ich strahle glücklich und mein Mann darf sich nach einem strengen Arbeitstag noch etwas von mir verwöhnen lassen.
Exakt so sieht unser Alltag NICHT aus.
Ich bin froh, wenn meine Kinder und ich nach der ersten Hälfte des Morgens frisch gewickelt (die Kinder), geduscht oder gewaschen, angezogen, geschminkt (ich) und mit dem Frühstück im Bauch für das bereit sind, was der Tag alles bringt. Und ist die erste Hälfte mal durch, ist ja bereits Zeit, um an das Mittagessen zu denken und eventuell noch „schnell“ (ha ha ha!) das Nötige einkaufen zu gehen. Und zwar noch bevor mir auffällt, dass der Berg schmutziger Wäsche und die auf das Bügeleisen wartenden Kleider absolut überfällig wären. Vielleicht bleibt dafür nach dem Mittagessen etwas Zeit, nachdem die Küche aufgeräumt, der Boden gesaugt und die Kinder frisch gewickelt sind. Es ist schon nicht ganz fair, dort zu arbeiten, wo man auch fürs Saubersein verantwortlich ist.
Als Mutter komme ich in kürzester Zeit mit unzähligen Menschen ins Gespräch. Sogar die Kassiererin im Supermarkt kennt mich. Auf einmal grüssen mich nicht nur Mütter mit kleinen Kindern, sondern auch etliche Hundebesitzer. Oder Pensionierte. Es gibt ältere Menschen, die flippen regelrecht aus vor Freude beim Anblick kleiner Kinder. Der Alltag in meiner Mutterrolle ist ein spannendes, lustiges, kunterbuntes und vor allem fast permanentes Treiben. Ich mittendrin. Als Zentrum inmitten hoher Wellen und Stürmen. Die Person, die steuert, die rudert was das Zeug hält, die wenn nötig den Anker wirft und die dafür sorgt, dass das Boot nicht kentert. Und wenn ich knapp auf Halbmast laufe, rufen meine kleinen Piraten mir zu: „Immer schön locker bleiben, Mammi. Volle Fahrt voraus!“
Viel zu rasch wird es Abend. Meine Kaffeetasse vom Morgen steht noch halbvoll neben der Maschine. Die Musik-CD mit Kinderliedern läuft bereits zum hundertsten Mal rauf und runter. Ich kenne sie auswendig. Allesamt. Meine Tochter macht sich mit lautem Gesang abwechselnd daran, Töpfe und Pfannen aus den Schränken zu räumen oder an meinem Bein zu zerren, während ich am Herd stehe und versuche, unser Abendessen zu zaubern und nicht über die herumliegenden Bauklötze zu stolpern. Ich bin jeweils froh, wenn mein Mann abends wieder da ist. Zwei helfende Hände. Während ich ihn grüsse und mein Blick in den Spiegel fällt, erinnere ich mich ein klein wenig wehmütig an die Tage, als ich Zeit dafür hatte, mich hübsch zu machen.
Irgendwann sitzen wir alle am Tisch und beginnen zu essen. Während des Fütterns des Kleinen gelingt es mir sogar, ebenfalls zwei, drei Happen zu essen. Mein Mann ist mit unserer Tochter beschäftigt. Und zwischendurch versuchen wir, ein Gespräch unter Erwachsenen zu führen. In Etappen. Eher erfolglos. Die Rolle als Ehefrau wird auf morgen vertagt. Küche aufräumen, Kinderpyjamas anziehen, Zähne putzen, Geschichte erzählen und Schlaflied singen. Irgendwann wird es ruhig. Ich betrachte die beiden friedlich schlafenden Kinder und mein Mutterherz ist voller Liebe. Wir haben den Tag ohne Zwischenfälle und Schiffbrüche gemeistert. Es ist acht Uhr. Feierabend. Zeit für meine Rolle als Karin. Als Frau. Ein Bad nehmen? Lesen? Ein bisschen Kuscheln mit meinem Liebsten? Doch die Augen fallen mir zu. Ich bin müde. Vielleicht morgen.